Das Einrücken und die ersten beiden Tage
Die ersten beiden Tage der Ausbildung liegen nun hinter mir und ich kann bereits einiges erzählen.
Meine erste Erkenntnis ist: ja, wir sind beim Militär. Das ist keine Wertung, sondern eine Feststellung. Gewisse Dinge sind zwar wohl lockerer als in der RS, aber militärische Umgangsformen, sind militärische Umgangsformen, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber von vorne.
Meine Zugverbindungen erlaubten es nicht, bereits um 07:30 in Stans auf dem Waffenplatz zu stehen, also ging ich am Abend vorher. Ich war froh, nicht die Einzige mit dem Schicksal zu sein. Die Kameradin, welche auch am Vorabend einrückte, wirkte sympathisch. Da wir schon vor 20:00 eintrafen, entschieden wir uns, uns noch etwas besser kennenzulernen und ein Spiel zu spielen. Dies nahm mir auch etwas die Nervosität. Das Coole ist, dass wir zu Beginn alles Frauen sind, die noch keine militärische Ausbildung hatten und entsprechend alle auf dem gleichen Stand sind.
Wir haben nun 3 Wochen Zeit, um militarisiert und damit Soldaten zu werden, sprich wir werden die militärischen Umgangsformen, wie Grüssen, Gefechtsmeldungen, Anmelden, Schiessen etc. lernen.
Am ersten Tag mussten wir nach der Einführung erst einmal das Material fassen. Ich habe also jetzt einen Tarnanzug, Militärstiefel, eine Erkennungsmarke (diese Kette um den Hals die umgangssprachlich "Grabstein" genannt wird), eine Pistole, einen Helm und ganz vieles mehr. Zudem haben wir unseren Ausbildungschef kennengelernt, ein sehr sympathischer und verständnisvoller Adjudant Unteroffizier. Er hat uns auch den Plan für die nächsten 3 Wochen vorgestellt. Am meisten schockiert hat mich, dass wir am Mittwoch um 05:30 joggen gehen müssen. Wie bereits erwähnt, bin ich eher eine Eule und keine Lärche, aber ich wollte ja aus meiner Komfortzone raus. Ansonsten werden wir in den nächsten 3 Wochen, militärische Umgangsformen lernen, uns in Kartenkunde weiterbilden (auch das wird lustig, weil Orientierung nicht zu meinen Stärken gehört), und natürlich wird schiessen und der Umgang mit der Waffe ein wichtiges Thema sein. Es wird also spannend und intensiv.
Und natürlich haben wir auch unsere Zimmer bezogen. Es sind Zweierzimmer und meine Zimmerkollegin scheint sehr nett zu sein. Am ersten Abend waren wir dermassen kaputt, von den vielen Eindrücken und vom frühen Aufstehen, dass wir um 21:15 das Licht ausgemacht haben. Dies hatte zur Folge, dass die Eule am nächsten Tag nicht wirklich ein Problem hatte, um 05:45 aufzustehen, damit sie um 06:15 bereit war, um zu frühstücken.
Am zweiten Tag haben wir dann unser Material kennengelernt und beschriftet, sowie den Sackbefehl eingepackt. Der Sackbefehl sind diejenigen Dinge, welche man immer dabeihaben muss, z.B. das Sackmesser oder auch einen Meter Schnur. Weiter haben wir dann das Grüssen, das An- und Abmelden, sowie die militärischen Grade gelernt. (Okay an den Graden muss ich noch etwas feilen, aber das kommt noch). Zudem haben wir gelernt, wie man richtig militärisch verschiebt und anständig in einer Einer-, Zweier- oder Viererkolonne läuft. An den Umgangston, der zwar sehr respektvoll aber militärisch bestimmt ist, werde ich mich noch etwas gewöhnen müssen, läuft es doch in der internationalen Politik etwas anders, aber auch das wird vermutlich früher oder später, das Normalste der Welt sein.
Fazit: gewisse Dinge sind sicherlich weniger streng als ich es mir von einer RS vorstelle, andere nicht. So werden beispielsweise die Zimmer nicht kontrolliert – es wird aber von allen die Disziplin erwartet, dass die Zimmer selbstständig ordentlich gehalten werden, genau so wie dann im Einsatz. Allerdings ist das Frühstück zwischen 06:00 und 07:00 obligatorisch. Die militärischen Umgangsformen wie Grüssen etc. sind wie sie sind. Ich habe den Rang eines Soldaten –das mit Soldatin Vögeli wird wohl schwierig, aber ist nicht so schlimm. Und das Béret ist schwarz J
Zudem verstehe ich nun alle Soldaten, welche am Wochenende vor allem müde sind und viel schlafen. Ich werde jetzt das Gleiche tun.
Bis zum nächsten Mal.
Soldat Vögeli meldet sich ab.