Der Abschluss der EBA und der Beginn des Fachdienstes
Wie doch die Zeit vergeht, dies ist der letzte Beitrag, welchen ich noch in der Schweiz verfasse. In zwei Wochen bin ich bereits im Kosovo. Zuerst geht es jetzt jedoch darum, was ich in den letzten zwei Wochen erlebt habe.
Die letzte Woche der einsatzbezogenen Ausbildung (EBA) ist gleichzeitig auch die Prüfungswoche. Da wir in diversen Bereichen (erste Hilfe und Waffenhandhabung) zertifiziert werden müssen, mussten wir entsprechende Prüfungen ablegen. Aber von vorne.
Am Montag hatten wir zu Beginn eine Einführung in die bevorstehende Abschlussübung und weitere Informationen. Nach dem Mittagessen ging es dann auf einen 15 Kilometer langen Marsch. Dieser führte uns zuerst von Ennetbürgen dem Vierwaldstättersee entlang zur Talstation des Bürgenstock, dann fuhren wir mit der Bahn auf den Bürgenstock und gingen von dort über die Bergkette wieder zurück zur Kaserne. Wir hatten Glück mit dem Wetter und so konnten wir die schöne Aussicht geniessen. Am Abend hatten wir dann Kontingentsabend, an dem wir mit sehr gutem Essen verwöhnt wurden. Zudem haben wir auch das erste Mal unseren Team Commander getroffen. Da er bis dahin im Einsatz war, stiess er erst später zum Kontingent. Somit ist das Team jetzt komplett und in den Fachdienstwochen haben wir noch mehr Gelegenheit, uns besser kennenzulernen.
Am Dienstag hatten wir dann eine erste Einführung in den Fachdienst. Es wurde uns erklärt, was uns in den beiden Fachdienstwochen erwarten wird. Zudem mussten wir das erste Mal einen Bericht schreiben. Dies wird eine unserer Hauptaufgaben sein. Am Nachmittag stand dann der Schiesstest auf dem Programm. Dieses Mal habe ich im ersten Anlauf bestanden, wenn auch nicht mit einem Glanzresultat. Bestanden ist bestanden :)
In der Wochenmitte stand am Morgen Sport und am Nachmittag die Prüfung in Erster Hilfe auf dem Programm. Hier ging es um die Zertifizierung für das CPR, also die Herzrhythmusmassage. Da wir dies ja schon während 3 Wochen geübt hatten, war das kein Problem. Ausserdem wurden wir an diesem Nachmittag noch vom Chef Kommando Operationen, Korpskommandant Michaud, besucht. Da Korpskommandant Michaud selbst als stellvertretender Kommandant der KFOR im Einsatz war, konnte er uns einige wertvolle Tipps mit auf den Weg geben. Für alle diejenigen, welche nicht mit der Armee vertraut sind: ein Korpskommandant ist ein drei Sterne General, also ziemlich hoch :)
Der Donnerstag begann mit zwei Prüfungen. Einerseits mussten wir die Prüfung über die Kartenlehre ablegen. Andererseits mussten wir zeigen, was wir in den e-Learning-Lektionen und in der Theorie über den Kosovo gelernt haben. Auch diese Prüfungen haben wir alle bestanden. Am Nachmittag folgte dann eines der Highlights der Woche. Die Abschlussübung, bei welcher wir in diversen Szenarien das Gelernte anwenden konnten. Es ging dabei um verschiedene Situationen, wie z.B. einen Verkehrsunfall, ein Meeting mit einem Geschäftsmann oder auch Alltagssituationen, wie der Umgang in einer Waschanlage.
Zum Wochenabschluss am Freitag durften diejenigen, welche mit einer Pistole und einem Sturmgewehr bewaffnet sind, noch einmal einen Tag lang schiessen gehen. Da ich nur mit einer Pistole bewaffnet bin, war der Tag für mich ein wenig lockerer. Am Morgen ging ich unter anderem freiwillig joggen. Am Nachmittag hatten wir dann eine sehr spannende Theorie zum Einsatzraum. Wir haben dabei viel über die verschiedenen Akteure, sowie deren Interessen und Aufgaben im Kosovo und dem Balkan allgemein gelernt. Dann war die Woche auch schon wieder vorbei und wir wurden ins Wochenende entlassen.
Die neue Woche stand im Zeichen des Fachdienstes. Da es innerhalb des Kontingents ganz viele verschiedene Aufgaben gibt, werden wir natürlich auch noch auf unsere spezifischen Aufgaben vorbereitet. So hat beispielsweise das Medic-Team eine andere Ausbildung als die Pioniere oder die Liaison und Monitoring Teams (LMT), welchen ich angehöre.
Die Woche begann mit Kommunikationstraining. Da unsere primäre Aufgabe der Austausch mit der Lokalbevölkerung sein wird, ist Kommunikation natürlich ein wichtiger Aspekt der Ausbildung. Der Kursleiter ist äusserst sympathisch und sehr humorvoll. So ging der Morgen im Flug vorbei und ich konnte einiges mitnehmen. Am Nachmittag ging es um das Planen der Aufgaben und das Schreiben der Rapporte. Auch dies wird uns ein halbes Jahr lang begleiten und daher ist diese Ausbildung sehr wichtig.
Besonders spannend fand ich in dieser Woche das Medientraining, welches am Dienstagmorgen auf dem Programm stand. Auch hier wurden wir von Profis im Umgang mit Medien ausgebildet. Es gibt viele Dinge, die man beachten muss. So ist beispielsweise das Vorgespräch mit dem Journalisten etwas Entscheidendes und man muss sich seiner Hauptmessage bewusst sein. Am Nachmittag duften wir uns dann einmal mehr mit dem Schreiben von Berichten auseinandersetzen. Zudem hatten wir noch eine Ausbildung zum Thema Informationsbeschaffung. Hier lernten wir, dass es entscheidend ist, zuerst Vertrauen zum Gegenüber aufzubauen. Da die LMTs die Augen und Ohren der KFOR sind, kommt dieser Aufgabe eine besondere Bedeutung zu.
Die restlichen Morgen der Woche standen ganz im Zeichen der ersten Hilfe. Da wir nicht in einem Camp stationiert sind und wir nicht wegen jedem Wehwehchen nach Pristina fahren können, sind wir mit diversem Sanitätsmaterial ausgerüstet. Dieses Material beinhaltet etwas mehr als eine normale Hausapotheke, deswegen mussten wir natürlich auch hier noch ausgebildet werden. Zudem hatten wir auch sonst noch eine vertieftere Ausbildung in erste Hilfe, damit wir im Falle eines Unfalls oder einer anderen Notsituation helfen können. Dies ist etwas, was uns auch im zivilen Leben von Nutzen sein wird.
Ein weiterer wichtiger Block war erneut eine Übung mit diversen Szenarien. Auch hier mussten wir wiederum das gelernte in der Praxis anwenden und uns in diversen Übungen beweisen. Wir haben hier wieder ganz viel gelernt, da wir nach den Übungen jeweils ein sehr detailliertes Feedback erhalten haben. Zudem machten die Statisten einen sehr guten Job, was ebenfalls hilfreich ist. Am nächsten Tag mussten wir dann noch über einen der Posten einen Bericht schreiben.
Die Woche endete am Freitagnachmittag mit einem Briefing über das Einsatzgebiet und unseren Tagesablauf im Einsatz, sowie mit Sport. Wie immer ging auch diese Woche sehr schnell vorbei. Langsam, aber sicher bin ich bereit für den Einsatz und freue mich, wenn es endlich losgeht. Der nächste Beitrag wird sich um die zweite Hälfte des Fachdiensts sowie über meine Verschiebung in den Kosovo drehen :)
Soldat Vögeli geniesst aber jetzt erst einmal ihr zweitletztes Wochenende zuhause und besucht unter anderem ihren 101-jährigen Grossvater.