Der Beginn der einsatzbezogenen Ausbildung 

Es wird langsam ernst; die einsatzbezogene Ausbildung hat begonnen. Die Ausbildung findet jetzt mit denjenigen Leuten statt, mit denen ich auch im Einsatz zusammenarbeiten werde. Unser Detachement ist das Regional Command East (RC East), hier sind die Liason and Monitoring Teams (LMT) von Mitrovica, Zubin Potok und Obilic unterstellt. Ich selbst bin ja für einen Einsatz in Mitrovica, der zweitgrössten Stadt im Kosovo, vorgesehen. 

Zu Beginn der Ausbildung standen vor allem viel Theorie und weitere Vorbereitungen auf dem Programm. Dazu gehören beispielsweise die Lage und die Geschichte zum Kosovo. Es war sehr viel Information, aber äusserst spannend und natürlich relevant für die Arbeit im Einsatzgebiet. Zudem hatten wir auch eine Einführung vom Kontingentskommandanten, in der er sich und die Mission vorgestellt hat. Hier wurden wir auch darüber aufgeklärt, was Dos und Don’ts inner- und ausserhalb des Kontingents sind und welche Herausforderungen in den nächsten Monaten auf uns zukommen werden.

Am Dienstag der ersten AK (Ausbildungskurs) Woche kam auch ein weiterer militärischer Akt hinzu, nämlich die Fahnenübernahme. Das Stehen in der Formation ist anstrengender als gedacht. Im Fernsehen und auf Bildern sieht das immer so einfach aus, aber wie ich feststellen musste, ist dem nicht so. 

Auf dem Programm standen auch Teambuilding, was bedeutete einen 80 Kilogramm schweren Holzblock durch die Hindernisbahn zu transportieren. Diese Hindernisbahn enthält u.a. einen Teil, bei dem man unter einem Zaun durchrobben muss, wie in einem amerikanischen Film. Bei mir sah das wohl nicht ganz so professionell aus, wie bei denjenigen, welche das schon mehr als einmal in ihrer Militärkarriere gemacht hatten. Aber ich habe es geschafft und wurde dabei super unterstützt. 

Da wir zum Selbstschutz bewaffnet sein werden, wird auf diese Ausbildung auch ein Schwerpunkt gelegt. Zuerst standen Waffenmanipulationen auf dem Programm und dann noch der Einsatz des RSG (ugs. Pfefferspray). Spannend war auch die Waffenwirkungsdemonstration, in welcher uns gezeigt wurde, welche Waffe wie wirkt, was ein Schutz darstellt und was nur in Hollywood funktioniert. 

Aufgrund des vielfältigen Programms ging auch diese erste AK Woche unglaublich schnell vorbei. 

Die zweite Woche startete mit meiner Lieblingsbeschäftigung – Jogging um 05:30. Aber es war ja nicht das erste Mal, von daher geht es eigentlich immer besser. Weiter standen wieder diverse Theorieblöcke auf dem Programm, wie etwa das Vertragswesen oder der Umgang mit Informationen. Natürlich hatten wir auch viel im Praktischen ausgebildet, so durften wir uns mit ABC-Abwehr auseinandersetzen, hatten die erste Einführung ins Thema «Funken», wurden in Erste Hilfe aus- und weitergebildet und wurden über Brandbekämpfung aufgeklärt. Auch ein ganzer Schiesstag war Teil der Woche. Einsatzbezogene Ausbildung heisst so, weil sie wirklich auf den Einsatz vorbereitet, weil wir ja dann wirklich funken müssen und auch Verkehrsunfälle im Kosovo keine Seltenheit sind. 

Zum Wochenabschluss durften wir noch einmal um 05:30 joggen gehen und hatten noch Resilienztraining, sprich der Umgang mit Stress, Konflikten und weiteren Herausforderungen.

Es ist wirklich unglaublich wie schnell die Zeit vorbei geht. Es wird wohl schneller Oktober als mir bewusst ist. Es sind nicht mehr allzu viele Wochenenden, welche ich noch zuhause sein kann.

Deswegen: 

Soldat Vögeli geht jetzt an den Genfersee und feiert den 30. Geburtstag einer guten Freundin.