Wieso, weshalb, warum und wie bist du draufgekommen? 

 

Diese Frage musste ich im letzten halben Jahr wohl öfter beantworten als „wie geht es dir?“. Die Frage, weswegen ich mich für die Friedensmission der SWISSCOY engagieren will, ist vielschichtig. Vielleicht beginnen wir damit, wie ich auf die SWISSCOY gestossen bin. 

Als mein jüngerer Bruder 2012 die Sanitäts-RS machte, ging ich mit meinen Eltern an den traditionellen Besuchstag in Baar ZG. Ich fand es dort noch spannend, wir konnten eine Sanitätspiranha von innen bestaunen, sahen ein richtiges Sanitätszelt und noch vieles mehr. Und es hatte einen Infowagen des Kompetenzzentrums SWISSINT, also der Stelle innerhalb der Schweizer Armee, die für die militärische Friedensförderung und damit für den Einsatz der SWISSCOY verantwortlich ist. Als mein Vater meinte: «Oh schau mal, die SWISSCOY.», war meine Reaktion: «was ist das?». Ein freundlicher Soldat aus der Westschweiz erklärte mir den Auftrag der SWISSCOY und der anderen Missionen der Schweizer Armee im Ausland. Ich fand das spannend, denn ich wusste nichts über den dritten Armeeauftrag. Der nette Herr fragte mich nach meiner Ausbildung und meinte dann, dass insbesondere auch Frauen, wie ich gesucht würden. Ich nahm die Infobroschüre mit und spielte lange mit dem Gedanken, mich der SWISSCOY anzuschliessen. Allerdings war ich erst am Anfang meines Bachelorstudiums und weil ich schon im Gymnasium zwei Jahre «verloren» hatte, wollte ich dieses schnellstmöglich durchziehen (irgendwann wollte ich ja auch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden). Bei einer Aufräumaktion meines Kinderzimmers flogen dann auch die Infobroschüren ins Altpapier, aber der Gedanke, in den Kosovo zu gehen, liess mich nie ganz los. 

Nach dem Master machte ich ein Praktikum beim Bund und hatte anschliessend das Glück gleich bleiben zu dürfen. Da ich jedoch nur einen befristeten Vertrag bis Ende 2020 hatte, musste irgendwann eine Anschlusslösung her und ich wusste, ich will weg, irgendetwas anderes tun. Ich mochte meine Arbeit, aber ich wollte nicht nach dem Praktikum 10 Jahre am gleichen Ort bleiben. Als ich Anfang August 2020 das Stellenportal des Bundes durchstöberte, sah ich, dass die SWISSCOY Leute suchte. Nach einigem Surfen und Einlesen wusste ich: «wenn ich es jetzt nicht mache, mache ich es nicht mehr». Meinem Bruder erzählte ich als erstes von meinem Vorhaben. Seine Reaktion war zwar für mich unerwartet, aber sie bestärkte mich: «das willst du ja eh schon lange, ist doch gut». 

Ich spürte, dass ich aus meiner Komfortzone raus musste und die Armee ist ja nicht gerade für Kuschelkurs und Komfortzone bekannt. Nach 2 Rekrutierungstagen, einer in Sumiswald und einer in Stans, erhielt ich im Dezember 2020 die Bestätigung, dass ich als Observerin eines Beobachtungsteams ins 45. Kontingent der SWISSCOY aufgenommen werde und im Juli 2021 meine militärische Ausbildung starten kann. 

Mit dem Engagement bei einer militärischen Friedensmission habe ich zudem das Gefühl, mich für eine sinnvolle und spannende Sache zu engagieren. Mir ist bewusst, dass es kein Zuckerschlecken wird, aber wenn ich das wollte, würde ich mir einen anderen Weg suchen. 

Ich freue mich, euch von meinen Erfahrungen zu berichten.