Die ersten beiden Wochen im Kosovo 

 
Es ist unglaublich, dass es erst zwei Wochen sind, welche ich nun im Kosovo bin. Es fühlt sich an, als wäre ich schon viel länger hier. So viel vorweg: es geht mir sehr gut, mir gefällt es super hier. Ich habe meine Entscheidung noch keine Sekunde bereut. 

Das letzte Mal hatte ich ja von meiner Ankunft im Kosovo berichtet. An unserem ersten Dayoff (so heissen hier die freien Tage) gingen wir zu viert etwas die Stadt erkunden. Es war kalt und hat geregnet, deswegen haben wir uns nach einiger Zeit in ein Café im nördlichen Teil der Stadt gesetzt und haben gemütlich Kaffee getrunken. Über Mitrovica muss man wissen, dass die Stadt zweigeteilt ist. Im nördlichen Teil leben mehrheitlich Kosovo-Serben und im Süden leben mehrheitlich Kosovo-Albaner. Entsprechend wird im Norden Serbisch und im Süden Albanisch gesprochen. Ich finde das sehr spannend und ich freue mich, noch mehr über die Geschichte und die aktuelle Lage zu erfahren. 

Zurück zu meinem Alltag. Am Montag war ich zuhause und habe gelernt, was man während des House Duty-Dienstes machen muss. Es ist nämlich so, dass immer jemand zuhause bleiben muss, um auf das Haus aufzupassen. Allerdings sitzt man nicht nur herum und dreht Däumchen, sondern man muss auch die Mailbox und die Medien im Auge behalten. Weiter gehören Putzen und Kochen zu den Aufgaben. Je nach Wetter ist es cool House Duty zu haben oder eben auch nicht :)

Am Dienstag stand das erste Mal ein Meeting auf dem Programm. Unsere Hauptaufgabe besteht ja darin, im Austausch mit der Lokalbevölkerung und den Lokalbehörden zu stehen, um herauszufinden, wo es allenfalls Probleme gibt, die einen Einfluss auf die Sicherheit und Stabilität des Kosovos haben könnten. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht erzählen, wen wir genau wann getroffen haben. Aber es ist immer sehr spannend zu sehen, wie die Dinge hier funktionieren und was gut läuft und wo es harzt. Unsere Erfahrungen müssen wir dann auch an die nächst höhere Stufe rapportieren. Und hier habe ich echt einen coolen Job gefasst, weil ich diejenige im Team bin, welche alle Berichte kontrolliert und am Ende abschickt. So erhalte ich einen guten Einblick in die verschiedenen Themenbereiche und bin stets auf dem Laufenden. 

Jetzt höre ich irgendwo die Frage: Kannst du eigentlich Albanisch und/oder Serbisch oder wie läuft das bei den Meetings? Nein, ich kann leider weder Albanisch noch Serbisch, aber ich habe vor, zumindest die Grundlagen zu lernen. Wir haben immer eine*n Übersetzer*in dabei. Die Übersetzerin von meinem Subteam ist super sympathisch und wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. Sie kann Albanisch und Serbisch und übersetzt dann jeweils ins Englische oder ins Französische. 

Vielleicht hat der eine oder die andere von euch von den Demonstrationen gehört, die es die Stadt gab. Die haben uns auch beschäftigt, aber ich kann euch beruhigen, es war nicht gefährlich für uns. Die Lage hat sich auch relativ schnell wieder beruhigt und wir fühlen uns absolut sicher. 
Am Tag nach den Demonstrationen war dann der grosse Wechsel. Unsere Vorgänger reisten zurück in die Schweiz und der Rest unseres Teams reiste in den Kosovo. Somit sind wir nun endlich komplett. Zudem konnte ich auch mein finales Zimmer beziehen, welches ich mit einer Kameradin teile. Wir haben das beste Zimmer von allen, inklusive Balkon :) Eine weitere Kameradin ist auf dem gleichen Stock alleine im Zimmer und somit haben wir ein Stockwerk und ein Bad für die Frauen. Und ja, das funktioniert super. 

Das Team ist grossartig. Wir sind elf Leute, die alle sehr unterschiedlich sind, aber wir verstehen uns super. Alle haben etwas andere Stärken, die sie einbringen können und genau das macht es spannend und am Ende hoffentlich auch erfolgreich. Abends essen wir oft gemeinsam zuhause. Zudem haben wir noch eine Serie, welche wir zusammen schauen. Es macht echt Spass und ich freue mich darauf, die nächsten sechs Monate mit den Leuten zu verbringen. 

Für unsere Neuankömmlinge war jedoch nichts mit erst einmal gemütlich ankommen und chillen. Am Sonntag standen bereits Wahlen an, welche wir beobachten durften. Das war sehr spannend. Und im Süden gab es einen Machtwechsel, welchen die Leute teilweise mit Hupkonzerten gefeiert haben. Jetzt bin ich gespannt darauf, wie und ob sich der Wechsel des Stadtpräsidenten auswirkt. 
Die zweite Woche war wiederum intensiv. Wir hatten Meetings und noch zwei Mal hohen Besuch. Wenn es hohen Besuch gibt, ist immer etwas Ausnahmezustand, weil das Haus glänzen muss, wir unseren Gästen einen möglichst angenehmen Aufenthalt gewähren und diese bestmöglich über unsere Arbeit und unser Zuständigkeitsgebiet informieren wollen. Man muss immer flexibel bleiben und deswegen gehört zu den Aufgaben auch einmal einen Rüeblikuchen zu backen :) Es ist zudem immer spannend mit Leuten aus anderen Nationen zusammenzuarbeiten. Hier kann ich sicher meine Erfahrungen aus meiner vorherigen Tätigkeit nutzen. 

Nebst den Meetings haben wir auch eine kleine Erkundungstour in der Umgebung mit dem Auto gemacht. Es ist wichtig, die Umgebung zu kennen und auch dort präsent zu sein. Wie in der Schweiz wird es auch hier langsam aber sicher Herbst und die Blätter der Bäume beginnen sich zu verfärben. 

Mit den vielen Zusatzaufgaben und dem Tagesgeschäft ging die Zeit wie im Flug vorbei. Am Sonntag hatten wir nicht frei, weil noch eine Fahnenübergabe in einem der Camps anstand, an der wir teilnehmen mussten. Es war eine internationale Fahnenübergabe, an der mehrere Armeen teilnahmen. Was ebenfalls eine coole Erfahrung war.

Nun ist Montag und Soldat Vögeli gönnt sich an ihrem freien Tag etwas Zeit mit einem guten Buch auf dem sonnigen Balkon.